Onkel Fritz‘ Lieblingsinstrument
Carl Philipp Emanuel Bach: Sechs Sonaten mit veränderten Reprisen, Wq. 50 in F-Dur, G-Dur, a-Moll, d-Moll, B-Dur und c-Moll
Mit seinem Lehrwerk „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ von 1753 hatte Carl Philipp Emanuel Bach buchstäblich Schule gemacht. Unter Clavier verstand er dabei alle Tasteninstrumente seiner Zeit, Orgel, Cembalo, Fortepiano und Clavichord. Gleichzeitig empfiehlt er, dass jeder Spieler „einen guten Flügel (Cembalo) und auch ein gutes Clavichord haben“ sollte, damit er auf beiden „allerley Sachen“ abwechselnd spielen könne. Das Clavichord ist das intime Instrument, leiser zwar als das Cembalo, aber modulierfähiger im Klang und ideal für das Spiel allein (auch unterwegs, zum Üben…).
Was für ein systematischer Geist Carl Philipp Emanuel war, demonstriert er auch in seinen sechs Sonaten mit veränderten Reprisen: auskomponierte Vorschläge, wie die wörtliche Wiederholung bestimmter Satzteile – nichts anderes bedeutet Reprise – zu umgehen ist, vor allem in den Ecksätzen der Sonaten. Was kompositorisch der Maxime „varietas delectat“ verpflichtet und als Akt der Intensivierung zu verstehen ist, bietet den Interpreten eine Entlastung: nicht alle Spieler und Spielerinnen können oder wollen improvisieren. Ihnen schenkt Carl Philipp eine vermeintliche Improvisationskunst: sie überraschen das Publikum mit Varianten des Gehörten und bleiben doch eng am Notentext. Anstelle der üblichen Wiederholungszeichen schreibt Bach den zu rekapitulierenden Satzteil mit Veränderungen und Verzierungen aus.
Benjamin Steens, Clavichord
Benjamin Steens ist Titular-Organist an der Basilika Saint-Remi in Reims. Er stammt aus Belgien und studierte Musikwissenschaft in Leuven und an der Pariser Sorbonne, an der er 1994 den Master-Abschluss erwarb. Gleichzeitig führte ihn seine umfangreiche musikalische Ausbildung an das Pariser Konservatorium, wo er für seine Studien mehrere erste Preise und Diplome für Orgel und Cembalo erhielt. Seine Vorliebe zu historischen Tasteninstrumenten verstärkte sich durch den Kontakt zu Jos van Immerseel am Konservatorium von Antwerpen. Seitdem hat er mehr und mehr Clavichord gespielt und ist einer der wenigen zeitgenössischen Tastenspieler, der dieses Instrument im Rezital und in der Kammermusik einsetzt. Er ist Hauptdozent für Cembalo und historische Tastenpraxis an der Hochschule für Kunst und Musik in Straßburg, unterrichtet Alte Musik am Konservatorium in Reims sowie Clavichord im Rahmen des Masterstudiengangs Interpretation Alter Musik an der Sorbonne.